Liudger, der erste Bischof von Münster, wurde um 742 als Sohn eines Edelings in Friesland geboren. Seine Schwester war Heriburg, später Äbtissin von Nottuln. Liudger studierte zunächst zwölf Jahre lang an der Klosterschule in Utrecht. Dann hielt er sich mehrere Male in York in England auf, um seine Studien zu ergänzen. Dort wurde er 767 zum Diakon geweiht.
Am 7. 7. 777 empfing er in Köln die Priesterweihe. Darauf war er Missionar bei seinen Stammesbrüdern in Friesland, vornehmlich an der Pauluskirche in Dokkum,
wo Bonifatius den Martyrertod 754 gefunden hatte. 784 reiste Liudger nach Rom. Seit 787 finden wir ihn wieder in Friesland. Kaiser Karl der Große berief ihn 792 zum Hirten über Friesland und das Münsterland mit Sitz in Mimigerneford. Hier errichtete Liudger eine Domkirche und ein Domstift, monasterium genannt, wo er mit seinen Mitbrüdern ein klösterliches Leben führte. Aus monasterium wurde später Münster. Die Domkirche stellte er unter den Schutz des hl. Paulus. Ganz besonders bemühte sich Liudger um die Heranbildung von Priestern.
In unserer Heimat führen die Kirchen in Altenberge, Nottuln, Dülmen, Coesfeld,
Billerbeck, Schoeppingen, Wettringen, Ochtrup, Laer, Rheine, Saerbeck, Emsbüren und Schüttorf ihren Ursprung auf Liudger zurück.
Mit der Bischofsweihe am 30.3.804 im Dom zu Köln wurde Liudgers Missionsgebiet zum Bistum erhoben. Er starb am 26.3.809 in Billerbeck während einer Missionsreise. Beigesetzt wurde Liudger, heute Ludger genannt, in Werden a. d. Ruhr, wo er 800 ein Kloster gegründet hatte.
Der hl. Liudger gilt bis heute als der Apostel der Friesen und Sachsen.
Der heilige Ludgerus und die Gänse
In Elte steht der alte Thiemann-Hof. Dort trafen sich in alter Zeit unsere Vorfahren, um wichtige Dinge zu besprechen. Einmal kam Ludgerus auch dorthin. Er verkündete: „Es gibt nur einen Gott und sein Sohn ist Jesus. Er ist an ein Kreuz genagelt worden und gestorben, aber dann ist er wieder auferstanden und hat den Tod und den Teufel besiegt. Wodan und die anderen Götter, denen ihr opfert, die gibt es gar nicht."
Über solche Worte staunten die Leute. Nach ein paar Tagen trafen sie sich wieder, und da klagten die Bauern über die Wildgänse. Die fraßen ihnen nämlich immer das Korn von den Feldern und zerstörten die jungen Saaten. Da sagte Ludgerus: „Redet den Gänsen gut zu, lockt sie in eure Schweineställe und schlachtet sie. Dann könnt ihr die Federn von ihnen für Kissen verarbeiten. Und so kriegt ihr auch viel Fleisch und Schmalz." Die Bauern sagten: „Die Gänse verstehen uns doch gar nicht."
Aber Ludgerus sagte : „Tut, was ich sage." Am nächsten Morgen riefen die Bauern den Gänsen auf den Feldern zu: „Kommt, kommt, ihr Gänse, kommt in den Schweinestall!" Und die neugierigen Gänse watschelten in einer Kette hinter den Bauern her bis in die Ställe. Nun wurden die gefangenen Gänse geschlachtet, und es gab eine Menge Federn, Fleisch und Schmalz.
Am nächsten Morgen kamen die Bauern ein drittes Mal auf dem Thiemann-Hof zusammen und wollten sich bei Ludgerus bedanken. Aber Ludgerus war schon weg, um woanders über Jesus zu predigen. Seit dieser Zeit glaubten immer mehr Bauern an die Worte von Ludgerus und ließen sich taufen.
(Nacherzählt von Sandra Große)